8x Königswalde

Vor einigen Jahren kam es schon mal vor, daß man falsche Post bekam, Post, die eigentlich einen Empfänger in Königswalde bei Zwickau erreichen sollte. Aber weil die Postleitzahl fehlte und es dort auch eine Lindenstraße gibt, landete der Brief eben hier.

Ob es vor 1945 damit ähnliche Probleme gab, kann heute keiner mehr sagen. Damals gab es in Deutschland insgesamt 8 mal den Ortsnamen "Königswalde" oder "Königswald" !!!

Heute sind es noch 3:

1. D-09471 Königswalde / Erzgebirge

2. D-08412 Königswalde bei Werdau:

Es liegt 2 km nordwestlich von Zwickau und ist seit 1996 (?) eingemeindet nach Werdau.

Königswalde wurde bereits 1270 urkundlich erwähnt und hat bis heute seinen dörflichen Charakter behalten.

Im Zentrum des Ortes steht die "Jacobikirche". Als nahes Ausflugsziel ist die nur ein paar Kilometer entfernte Koberbachtalsperre bei Langenhessen erwähnenswert.

nähere Informationen hier

3. D-36219 Königswald

Eine kleine Gemeinde in Nordhessen. Sie liegt unweit der B7 zwischen Eisenach und Kassel, in der Nähe von Sontra an der B27 (Bad Hersfeld-Eschwege). Heute eingemeindet nach Cornberg, mit dem kleinen Ort Rockensüß zusammen 1850 Einwohner.

1351 wurde dieses Dorf erstmals urkundlich erwähnt und feierte 2001 sein 650-jähriges Bestehen. Es liegt auf 320 über N.N. in einem weitem Tal von Wald und Hügeln (bis 450m) umgeben.

vor 1945:

4. Königswalde in der Mark Brandenburg (Neumark)

Heute gehört es zu Polen und heißt Lubniewice.

In einem Reiseführer wird es so beschrieben: "Etwa fünfzig Kilometer östlich von Frankfurt/Oder liegt dieser einst beliebte Ausflugs- und Urlaubsort. Umgeben von drei malerischen Seen, Wald, Flußtälern und Hügelketten. Diese verträumten Dörfer, romantischen Kleinstädte und Naturdenkmäler in der Neumark waren damals vor allem das Ziel vieler naturverbundener Urlauber, hauptsächlich aus Berlin, denn es gab bequeme Anreisemöglichkeiten mit der Bahn. Neben einzelnen Wanderern, Radlern und Bootsfahrern traf man auf Touristenvereine und Schulklassen. Übernachtet wurde in kleinen Hotels, Pensionen, Privatzimmern und Jugendherbergen, in Zelten, Scheunen oder bei der Verwandtschaft."

Den alten Postkartenansichten nach zu urteilen, wirklich eine idyllische Kleinstadt, mit damals 1432 Einwohner (1935), überwiegend evangelischer Bevölkerung. Bereits im Landbuch von Karl IV. ist dieses Königswalde um 1375 als Lehnbesitz eines Johann von Waldow eingetragen.

Ich bekam im vergangenen Jahr von einem Sammler gravierte Schützenmedaillien angeboten, weil er annahm, daß sie aus unserem Königswalde stammten. "Der Schützengilde zu Königswalde, gestiftet C.von Waldow, 1881-1882" war auf einer zu lesen. Über 500 Jahre war diese Gutsbesitzerfamilie also bereits dort ansässig !

 

5. Königswalde im Nördböhmischen Niederland (Sudetenland)

Es gehört heute zur Tschechischen Republik und heißt jetzt Kralovstvi, wörtlich übersetzt "Königreich" (auf manchen Karten auch Krolewski Las).

Im Lausitzer Gebirge wenige Kilometer von der deutschen Grenze bei Neugersdorf (wo es heute noch eine Königswalder Straße gibt !) liegt auf einer Hochebene bei 400 m über NN, in einem schmalen Tal, am Rozansky-Bach dieses kleine Dorf. Ich habe es besucht am 31.10.02.

Wirklich eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend mit viel Wald und den vielen keglig spitzen Bergen, die hier überall förmlich aus der Landschaft ragen.

Das Ortsbild ist geprägt von schmucken kleinen Umgebindehäusern und einer für den kleinen Ort mit heute vielleicht 400 Einwohnern viel zu großen Kirche, die eine Ähnlichkeit mit der Mildenauer Kirche hat. 1939 betrug die Einwohnerzahl 2789 !

Geschichtlich gesehen ist dieses Königswalde ein sehr junger Ort. Er wurde erst Anfang des 18. Jahrhunderts von Kolonisten aus dem nahe gelegenen Kaiserswalde (Velky Senov) angelegt.

Es ist eine katholische Gegend. Überall, an Brücken, an Straßen und Wegen außerhalb des Ortes findet man Kreuze, Kruzifixe und Schutzheilige. Heute ist es eingemeindet nach Sluknov (früher Schluckenau), einem etwas größeren Ort etwa 1km westlich davon. Ein nahes Ausflugsziel ist die Jüttelbergbaude auf dem nordöstlich vom Ort gelegenen Jüttelberg, von dem eine Sage erzählt wird, die an den Bergbau in dieser Gegend erinnert:

Die Riesen auf dem Jüttelberg

Auf dem Jüttelberg hauste ein Geschlecht wilder, verwegener Riesen. Sie waren ein Schrecken für diese Gegend. Wenn die Leute in die Kirche gingen, lärmten sie wie von allen Teufeln besessen. Als einmal die Gemeinde am Allerheiligenabend zur Andacht auf dem Friedhof für ihre Verstorbenen beteten und ein Armenseelenlied sangen, trieben es die gottlosen Riesen besonders teuflisch. Sie hatten eine Kegelbahn angelegt, auf welcher sie mit goldenen Kegeln und Kugeln sich die Zeit vertrieben. An jenem Abend schrien und tobten und fluchten sie so gottserbärmlich, daß der Spektakel und Höllenlärm bis ins Dorf schallte und die Andacht der Betenden sehr gestört wurde. Auf einmal erschütterte ein Donnerschlag den Berg und dann war es plötzlich auf dem Jüttelberge totenstill. Die Erde hatte sich unter dem Donnerschlag geöffnet und hatte Riesen und Kegelbahn verschlungen. Viele haben seitdem auf dem Jüttelberg nach diesem Gold gegraben.

[Aus: Märchen und Sagen der Deutschen aus Böhmen und Mähren]

 

6. Königswald, Bezirk Tetschen, Nordböhmen (Sudetenland)

Fährt man am Grenzübergang "Bahratal" über die Grenze nach der Tschechei, erreicht man schnell bei Königswald (heute Libouchec) die Fernstraße 13 im Egertal.
Unmittelbar in der Nähe liegen die weithin bekannten Ausflugsziele Königswalder- und Tyssaer Wände, der Schneeberg, die Ruine Blankenstein. Doch von der früheren Sommerfrische ist nicht mehr viel zu spüren. 50 Jahre Sozialismus, Braunkohlenbergbau und Kraftwerke haben auch hier am Südhang des Osterzgebirges deutliche Spuren hinterlassen.

7. Königswalde bei Neurode (Niederschlesien)

an den östlichen Ausläufern des Riesengebirges, das über 300 km die natürliche Grenze zwischen Polen und Tschechei bildet und mit der Schneekoppe stattliche 1602 Höhenmeter erreicht, liegt auf polnischer Seite im Eulengebirge, nahe der tschechischen Grenze das schlesische Königswalde, heute Swierki, 8 km nordwestlich von Neurode (Nowa Ruda).

Dieses Königswalde geschichtlich und landschaftlich hat eine sehr große Ähnlichkeit mit unserem Ort. Es liegt ebenfalls in einem langgestrecktem Tal auf 525 m über N.N., das nördlich vom Königswalder Spitzberg (758 m) überragt wird und wo früher ein Aussichtsturm stand. Etwa 1500 Einwohner leben in dem 1352 erstmals urkundlich erwähnten Dorf.

Im Zentrum des Ortes steht die barocke Pfarrkirche "St. Nikolaus" von 1754. Der nördlich gelegene Bergrücken wird von dem 1.100 m langen Tunnel die Eisenbahnlinie Glatz-Waldenburg durchquert, in dem sich 1945 ein schweres Eisenbahnunglück ereignete.

In Waldhufen ziehen sich die Felder rings um das Dorf die Hänge hinauf, während die Bergrücken stark mit Fichten bewaldet sind. Nicht weit ist es bis zum höchsten Berg des Eulengebirges, der Hohen Eule (1.014 m), während im Süden das besonders reizvolle Heuscheuergebirge mit seinen bizarren Felsgebilden liegt.

 

Schon in den früheren Jahrhunderten reichten Landwirtschaft und Forstwirtschaft nur für ein karges Leben der Menschen in diesen Dörfern auf der Südseite des Eulengebirges. Auch der Bergbau auf Silber und Eisenerz, der von aus Sachsen (!) eingewanderten Bergleuten unternommen wurde und die später aufgekommene Weberei änderte wenig an diesem Zustand.

Erst der ab der Jahrhundertwende (1900) zunehmende Fremdenverkehr schuf eine bessere Einkommensbasis. Sommerfrische und Wintersport entwickelte sich vor allem durch die Besucher aus dem nur 60 km entfernten Breslau (Wroclaw) und die gute Bahnverbindung nach Görlitz, Bautzen und Dresden (200 km).

 

8. Königswalde, Kreis Lyck, Ostpreußen

heißt jetzt Kralowa Wola (Polen). Über diesen Ort konnte ich nur recht wenig in Erfahrung bringen. Die kleine Siedlung Königswalde liegt inmitten der wald- und seenreichen Landschaft der Ostmasuren. 1933 wird sie mit 230 Einwohnern angegeben.

Landwirtschaft und Fischerei bestimmen den Alltag und heute natürlich auch der Tourismus, wirklich eine herrliche Landschaft für Naturliebhaber. Schon in der Jungsteinzeit müssen sich hier Menschen angesiedelt haben, wovon die vielen archäologischen Funde und die Hügelgräber, auch in der Nähe von Königswalde, zeugen.

Erst relativ spät, um 1500 setzte die wirkliche Besiedlung der östlichen Masuren ein. Die Wälder rings um die vielen Seen wurden gerodet und in Hufen den "freien" Bauern zugeteilt.

 

Am Ende der ganzen Recherche war ich selbst überrascht, das es so viele Königswalde gibt, und bin mir auch nicht ganz sicher, ob nicht noch in Österreich, der Schweiz oder in Tirol ein Königswalde entdeckt werden kann !

Glück Auf !

Wolfgang Süß

im Februar 2003

 

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