Wenns zur Lichtmess stürmt und schneit ...

Am 2. Februar war "Lichtmess". Bei uns im Erzgebirge ist es der 4. Heilige Obnd. Es gibt noch einmal Bratwurst und Sauerkraut und man darf bis dahin die Fensterbeleuchtung anzünden, danach ist die Weihnachtszeit offiziell vorbei !

Der kirchliche Feiertag heißt eigentlich "Mariä Lichtmeß" oder "Marias Reinigung", es ist ein wenig bekannter kirchlicher Gedenktag.
Er liegt 40 Tage nach Weihnachten; nach dem altem jüdischen Gesetz musste jede junge Mutter nach der Geburt ihres Kindes nach Ablauf dieser Zeit kultisch "gereinigt" werden und ein Dankopfer geben.

Der Ursprung des Festes liegt aber im alten Rom. Es war ein Sühnefest zur Versöhnung der Lebenden mit den Verstorbenen. Den Toten wurden Opfer auf die Friedhöfe gebracht, mit wohlriechenden Harzen geräuchert und Pechfackeln angezündet. Nach der Christianisierung traten an die Stelle der Pechfackeln die Kerzen und eben die Reinigung der Jungfrau Maria. Schon im 8. Jahrhundert kam dieses Fest in den deutschen Sprachraum. Und auch Luther hat es nach der Reformation beibehalten.

Seine Bedeutung liegt hauptsächlich in katholischen Gegenden als "Tag der Kerzenweihe“. An diesem Tag werden die Kerzen gesegnet, die Kerzen für den Altar der Kirche, aber auch die für dem "privaten" Gebrauch. Kerzen, die man über das ganze Jahr hinweg anzündete, um sich vor Sturm, Hagel und Gewitter zu schützen, weshalb vor den Kirchen richtige Wachsmärkte, eben Licht(er)messen, durchgeführt wurden, wovon die Lichtmess ihren heutigen Namen hat

 

Kerzenlicht hält man am Lichtmesstag für glückbringend und unheilverhütend. Deshalb stellen auch wir Erzgebirger zur Lichtmess brennende Kerzen ans Fenster. Früher brauchte man zur Lichtmess die letzten Reste der Weihnachtskerzen auf und verzehrte dazu den eigens dafür aufgehobenen Stollen.

Besonders für die Bauern war Lichtmess ein wichtiger Abschnitt im Jahresablauf:
Zur Lichtmess wechselten die Mägde und Knechte ihren Arbeitgeber und der Lohn für das vergangene Jahr wurde bezahlt. Sie besuchten ihre Angehörigen und feierten das Wiedersehen mit Umzügen und Festessen. Auch Zinsen und Pachten mussten bis Lichtmess beglichen werden !

Die Handwerksgesellen bekamen ihren Eintrag ins Wanderbuch und zogen aus, um sich einen neuen Meister zu suchen.
Lichtmess war bis 1912 ein offizieller Feiertag !

Die Bauern überprüften die Futtervorräte, denn zu Lichtmess musste noch. die Hälfte der Vorräte in Scheune und Keller sein !

Ganz wichtig war auch, dass man zu Lichtmess keinen Mist und keine Jauche fahren durfte, sonst wäre das Vieh krank geworden !
Aber ab Lichtmess geht es schon straff auf's Frühjahr zu.
Am 2. Februar macht die Sonne einen „Sprung”, sagt der Volksmund, und die Tage werden von nun an deutlich länger:
„Bei Neujahr wächst der Tag einen Hahnenschritt, bis Dreikönig einen Hirschensprung und bis Lichtmess eine ganze Stund’.”

Ab Lichtmess hörte die Arbeit bei Kerzenlicht auf. Erstmals aßen die Bauern mit ihrer Familie und dem Gesinde ohne Beleuchtung zu Abend:

"Zor Lichtmass, bei Tog aß!"

Auch wir sehen noch heute in Lichtmess den allerersten Frühlingsboten und einen wetterbestimmenden Lostag mit vielen bekannten Bauernregeln und Sprüchen:

"Wenn's zur Lichtmess stürmt un schneit - is is Friehgaar nimmer weit !
Is zur Lichtmess hall und fei, wards a langer Winter sei. "

"Lichtmess im Klee — Ostern im Schnee !"

"Tanzen zur Lichtmess de Mucken, muß dr Bauer noch’n Futter gucken ! "

„Su lang de Larch vür Lichtmess singt,
su lang se nochert weder singt noch schwingt.”

„Wenn der Bär zu Lichtmess seinen Schatten sieht, so kriecht er wieder auf sechs Wochen in sein Loch.”

"Zu Lichtmess lieber ne Wolf im Stall als die Sonn an Himml !"

 

 

 

Also: trübes bedecktes Wetter zur Lichtmess wird von allen als günstig erachtet ! Und wie war’s dieses Jahr ?

 

Glück Auf !

Wolfgang Süß

im Februar 2004

 

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